Dienstag, 22. September 2015

Erfahrung als Tupper-Tante


Ich führe ja zusammen mit meinem Mann einen eigenen Haushalt.
Und was gehört in jeden halbwegs brauchbaren Haushalt?
Richtig!
Tupperware!
Ich war mal wieder auf einer dieser Party's eingeladen. Zum gefühlten 100. Mal.
Da die Gastgeberin zu meinem engsten Freundeskreis gehört, hab ich nicht nur einen Berg voll Tupperdosen gekauft, die ich garantiert nur max. einmal verwenden werde, sondern, so eine tolle Freundin wie ich bin, auch gleich weitergebucht. Yippie *ironie*
Einige Monate später folgte dann bei mir die Party.
Die Damen haben viel gekauft und es kam ein großer Umsatz zusammen. Das spornte natürlich die Tupperfrau an. Plötzlich hielt sie mir eine riesige, prall-gefüllte, pinke Tasche vor die Nase, mit den Worten: "Möchtest du diese Tasche mit Tupperware im Wert von über 200€ haben? Die ist gratis" Natürlich will ich die haben! Haben, haben, haben! Gratis, gratis, gratis - äh wo ist der Haken?
Ich sollte nur mal mit zu einem der Meetings fahren, mich quasi als neue Beraterin anmelden und schon gehört das Teil mir, weil meine Party wird mir schon gutgeschrieben. Gesagt getan. Wenn weiter nichts ist? Sich 2h in so ein Meeting setzen und dafür die Küchkästen zum Überlaufen zu bringen? Das kann ich!

Hat so weit auch funktioniert. ABER: ich saß dann bei diesem Meeting, wo mir dann erklärt wurde, dass man für eine weitere Party den ExtraChef bekommt und für noch eine, das ganze Messerset! Jaaaaa ich wollte das unbedingt! *Gehirnwäsche-Modus on*
Zu Haus hab ich dann gleich mal Gott und Welt angerufen und angesprochen, aber irgendwie wollte keiner so recht, sich von mir zu einer Party überreden lassen.
Am Ende halfen mir dann aber meine Schwiegermama und eine Arbeitskollegin.
Und bei einem der nächsten Meetings konnte ich meine Geschenke abholen. Aber plötzlich gab's da mehr tolle Dinge, für weitere Party's! Und ich wollte sie allesamt haben.
So ging das immer weiter. Ich hatte so gut wie keine Kundschaft - falsch, ich war eigentlich selber mein bester Kunde, da ich natürlich all die tollen Geschenke haben wollte, aber die bekommt man eben nur mit Umsatz.
Hin und wieder hatte ich Party's, weil wieder mal eine Kollegin einsprang, aber so gut wie keine Weiterbuchungen.

Da ich aber Vollzeit im Berufsleben stehe und Haus und Mann zu Hause habe, konnte ich nicht jedes Montags-Meeting besuchen. Also kamen dann natürlich immer wieder die Tiefs und ich wusste, es wäre an der Zeit auszusteigen *Gehirnwäsche-Modus off*. Doch kaum merkte meine Gruppenberaterin was los war, schliff sie mich wieder zu einem Meeting und ich war wieder hochmotiviert und wollte die Welt mit Tupperware überhäufen.
Gab ja soooo tolle Geschenke!
Das ging ein halbes Jahr so. Mittlerweile standen in unserem Keller bereits vier große, volle Kartons mit Tupperware. Alles Geschenke die ich für Party's und Umsätze bekam. Wie man sieht: ich brauchte sie dringend und könnte nicht ohne leben.

Da ich trotz allem gute Umsätze machte (wie gesagt, ich war selber die beste Kundschaft), mischte sich plötzlich die Bezirksleiterin ein und meinte ich müsse Junggruppenberaterin werden, denn ich wäre ihr sooo positiv aufgefallen. Dann könnte ich 2 Tage nach Schloss Pichlarn fahren. Juhuuuuu, da muss ich hin. Gesagt getan. 
Und so ergab das Eine das Andere und plötzlich war ich Gruppenberaterin, ohne Gruppe, da alle sofort wieder ausstiegen, aber dafür mit einem Auto. Ich hatte für Jänner sogar einige Parties gebucht. Doch dann ging es los. Zuerst wurde ich von allen Seiten unterstützt und gepusht. Und nun, war alles zu wenig und ich zu faul (wurde mir von der Bezirksleiterin auch so gesagt). Ich hätte 20 und mehr Tupperparties im Jänner machen sollen. Als ich ihnen erklärte, dass ich einen Vollzeitjob habe und jeden Tag erst um 18:30 zu Haus bin, interessierte es niemanden mehr. Ich hatte gefälligst zu funktionieren und Geld zu bringen. Dazu kamen, dass ich mit einigen Gastgeberinnen nicht klar kam. Eine teilte mir direkt bei meiner Ankuft mit, dass dies sowieso die letzte Tupperpaty wäre und es keine Weiterbuchung gäbe etc. Als es dann um die Gastgebergeschenke ging, wollte sie dann plötzlich alles haben und die ganze Sache eskalierte. Das ist mir 2x innerhalb kürzester Zeit passiert.
Und für solche Dinge bin ich einfach nicht abgebrüht genug. Das belastete mich ziemlich.
Ende Jänner gab ich dann meinen Ausstieg bekannt. Am Ende wurde es März, bis ich endlich davon los kam.
Mich durchflutete eine Welle der Erleichterung, da das letzte halbe Jahr bei Tupper ein einziger Kampf für mich war. Ich hatte irgendwie den Absprung versäumt und mich immer weiter reintreiben lassen.

FAZIT:
An und für sich, ist Tupeprware nicht schlecht. Weder als Produkt, noch als "Arbeitgeber".
Man verdient nicht schlecht (22% vom Umsatz) und bekommt viele Produkte gratis. Außerdem kann man sich diverse Reisen und Ausflüge erarbeiten.
Jedoch muss ich warnen, ich kann es nur jemanden empfehlen der entweder arbeitslos, karenziert oder in Teilzeit beschäftig ist und was dazuverdienen möchte. Leute in einem Vollzeitjob, haben so gut wie keine Chance. Außerdem muss man für fremde Menschen SEHR offen sein. Man darf sich nicht zu sehr reinsteigern, bzw. aus der Bahn werfen lassen.
Kurz gesagt, ich bin einfach kein Verkaufstyp, dafür bin ich einfach nicht zu abgerüht und das muss man als Tupperwareberaterin einfach sein. Du musst die Leute zu ihrem "Glück" zwingen können.

Würde mich auch über Feedback anderer ehemaliger Beraterinnen freuen.

2 Kommentare:

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    1. Hallo, habe deine Nachricht bekommen. Falls noch Interesse besteht, bitte melden. Lg

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